Die Geschichte und Hintergründe der ÖL-Eiweiß-Kost

Frau Dr. Johanna Budwig, welche im Mai 2003 im Alter von 94 Jahren starb, war - wie Sie inzwischen wissen - approbierte Apothekerin und Diplom-Chemikerin mit Promotion in den Fächern Chemie und Physik. Anfang der 50er Jahre arbeitete sie als Obergutachterin für Arzneimittel und Fette im obersten staatlichen Dienst und wurde in der Folgezeit auf Grund ihrer fundamentalen Erkenntnisse und Entdeckungen auf dem Gebiet des Fettstoffwechsels und dessen Zusammenhang mit der Funktion der Zellatmung und damit auch der Krebserkrankung mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen.

Um Frau Dr. Budwigs Erkenntnisse auf dem Gebiet der Fettforschung in Kurzform und trotzdem verständlich darzustellen, ist es notwendig, etwas weiter auszuholen:

Dr. Otto Warburg bekam 1931 den Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten zur Aufklärung der Zellatmung und der Gärungsprozesse. Um 1918 begann er mit seinen Forschungen über den Stoffwechsel von Krebszellen und befasste sich dabei mit Grundfragen der Zellatmung. Er suchte in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Möglichkeiten, den Wachstumsprozess von Krebszellen - welche ohne Sauerstoff zu überleben in der Lage sind - zu korrigieren, indem er versuchte, die Zellatmung wieder anzuregen. Von allen Krebsforschern seiner Zeit kam er der Lösung des Krebsproblems wohl am nächsten, da er erkannte, dass die Zellmembran als solche bei der verminderten Sauerstoffaufnahme in ihrer Funktion behindert ist und ihr die elektromotorische Kraft fehlt. Schon er war der Ansicht, dass die Fette bei der Funktion der Sauerstoffaufnahme des Organismus eine entscheidende Rolle spielen könnten. Mit Hilfe von Buttersäure versuchte er, die Sauerstoffaufnahme anzuregen, was ihm allerdings nicht gelang, da es sich bei der Buttersäure um eine gesättigte Fettsäure handelt.

Bis in die Jahre 1949-50 war man nicht in der Lage, unterschiedliche Fettsäuren nachzuweisen und konnte folglich auch nicht über deren unterschiedliche Merkmale und Eigenschaften Forschungen anstellen.

An dieser Stelle trat nun Frau Dr. Budwig auf den Plan, indem es ihr 1949 - weltweit erstmalig - gelang, mit Hilfe der Papierchromatographie Fette - selbst in winzigen Mengen von tausendstel Milligramm, wie sie zum Beispiel in einem Tropfen Blut vorkommen - zu analysieren und damit in ihre verschiedenen Bestandteile an Fettsäuren zu zerlegen. Um die Bedeutung der unterschiedlichen Fettsäuren im Organismus besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich einige Grundlagen des Fettgebietes klar zu machen. Man spricht heute viel über gehärtete, ungehärtete, gesättigte, ungesättigte oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren und deren Bedeutung für Krankheit oder Gesundheit.

Gesättigt nennt man Fette, deren Kettenglieder durch gewöhnliche Einfachbindungen mit einem Elektronenpaar verbunden sind. Diese Bindungen sind recht stabil. Anders sieht es aus bei Fettsäureketten, welche an einer oder mehreren Stellen durch Doppelbindungen (d. h. durch 2 anstatt nur durch ein Elektronenpaar) aneinander gekoppelt sind. Hierbei spricht man von einfach oder mehrfach ungesättigtem Fett. An diesen ungesättigten Bindungsstellen wird sehr leicht ein schwefelhaltiges Eiweiß angelagert, wodurch eine solche Fettsäure wasserlöslich wird. Das ist auch genau das, was passiert, wenn wir bei der Zubereitung der Öl-Eiweiß-Creme das Leinöl mit dem Quark (welcher einen sehr großen Anteil an Cystein und Methionin, 2 schwefelhaltigen Aminosäuren, aufweist) gründlich vermischen. Normalerweise kann Fett im Blut nur in Form kleinster Tröpfchen transportiert werden. Diese sind natürlich auch schon recht klein, für den Transport in noch feinere Kapillargefäße, also sehr kleine Blutgefäße, aber immer noch viel zu groß. In dieser wasserlöslichen Form ist der Organismus nun in der Lage, das Leinöl über den Blutstrom bis in die feinsten Kapillargefäße zu transportieren.

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